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Leben heißt Abschied nehmen

„Leben heißt Abschied nehmen – Kinder bei Tod und Trauer begleiten“ so lautet die Überschrift des Projekttages am 22. März 2019 für Schülerinnen und Schüler der 2BKSP1 und PIA1 (Ausbildung Erzieherinnen/Erzieher).

Der Projekttag fand am 22. März 2019 bereits zum fünften Mal in Folge statt und ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil in der Erzieher/-innen-Ausbildung der Merian-Schule geworden. Er steht für ein Qualitätsmerkmal der sozialpädagogischen Ausbildung und wird zusammen mit Lehrkräften der Religionspädagogik/Sozialpädagogik und Ethik organisiert.LebenAbschied2019 06 LebenAbschied2019 03

Frau Heike Helmchen-Menke, welche für das Institut für Religionspädagogik tätig ist, eröffnete ihren Fachvortrag am Morgen mit der Frage, ob nach dem Leben alles vorbei ist oder ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Der Tod umgibt uns und ist ein Teil von unserem Leben. Somit stellen sich auch insbesondere Kinder die Frage, ob und wie es nach dem Tod weitergeht. Sie stellte heraus, dass Kindertagesstätten ein wichtiger Ort für Kinder sind, da hier Übergänge aller Art stattfinden. Seien es die kleineren Abschiede von den Eltern am Morgen oder auch größere, wenn sie in die Vorschule oder Schule wechseln. Der größte Abschied, den jeder Mensch – egal welchen Alters – erlebt, ist der Abschied vom Leben.

Frau Helmchen-Menke betonte, dass Kinder erst mit etwa fünf Jahren annähernd begreifen, was es tatsächlich heißt, tot zu sein. Das heißt, jüngere Kinder haben kein Konzept von Endgültigkeit und somit auch keine Angst vor dem Tod. Trotzdem werden Kinder jeden Alters mit dem Tod konfrontiert, sowohl in direkter wie auch indirekter Weise. Sie nehmen durchaus Trauer wahr, was für sie belastend sein kann. Gerade wenn Eltern trauern, ist es für die Kinder emotional aufwühlend und beklemmend. Hier kommt den Erzieher/-innen eine besondere Rolle zu, da die Kinder hier, neben dem häuslichen Umfeld, Ansprechpartner/-innen finden können. Sie sollen den Kindern Orientierung und Hilfestellungen bei Tod und Trauer geben. Frau Helmchen-Menke machte Mut dazu, mit Kindern über die Vorstellungen nach dem Tod zu theologisieren und philosophieren. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden, wie man sich gegenüber dem Kind äußert. Aussagen wie jemand „schlafe“, „kommt nicht mehr zurück“ oder ist „von uns gegangen“ sollten möglichst vermieden werden, da sie zu Angstvorstellungen bei den Kindern führen können. Die Schüler/-innen sollen lernen, auf die Fragen der Kinder einzugehen und ihnen zu signalisieren, dass sie stets einen Ansprechpartner in ihnen als Erzieherin und Erzieher finden können.

Nach dem informativen Vortrag von Frau Helmchen-Menke teilten sich die sieben teilnehmenden Klassen mit Lehrer/-innen in verschiedene Gruppen auf. Eine Gruppe besuchte den Hauptfriedhof der Stadt Freiburg. Ihnen wurde das Bestattungsinstitut der Stadt Freiburg vorgestellt und der Hauptfriedhof mit dem Krematorium und der Aussegnungshalle gezeigt. Die Schüler/-innen lernten die unterschiedlichen Arten der Bestattungskultur kennen. Vor allem waren sie vom Kindergrabfeld angetan, da dies bunt und kreativ gestaltet war. Auch den Abschiedsraum „Sternenzimmer“ für Kinder empfanden viele als eindrücklich.

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Eine Gruppe begab sich zur Klinikseelsorge in der Universitätskinderklinik Freiburg. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt von der Arbeit der Seelsorgerinnen und Seelsorger. Sie berichteten, dass dort ganze Familien begleitet werden, eine eigene Kindertagesstäte für Geschwister eingerichtet und ein Familienhaus vorhanden ist, damit diese in der Nähe der kranken Kinder sein können. Die Schüler/-innen zeigten sich berührt und schätzten die Arbeit der Seelsorger/-innen. Sie erwähnten, dass in erster Linie auf die persönlichen Bedürfnisse der kranken Kinder und deren Familien eingegangen wird.

Andere Schüler/-innen fanden sich mit ihren Lehrerinnen auf dem jüdischen Friedhof wieder. Dort wurde die jüdische Bestattungskultur und deren Rituale erklärt. Der besuchenden Gruppe fiel auf, dass der Friedhof sehr alt ist, da zum Teil Gräber aus dem frühen 20. Jahrhundert zu finden sind. Interessant war die Gestaltung der Gräber, die in der Regel nicht mit Blumen geschmückt waren. Jüdische Gläubige legen bei jedem Grabbesuch Steine auf diesem ab. Auch die Tatsache, dass es sich um ewige Gräber handelt, war einigen Schülerinnen und Schüler neu.

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Einige Schüler/-innen besuchten die Hospizgruppe Freiburg e.V. Während die Einrichtung auch über einen stationären Bereich verfügt, erfuhren die Schüler/-innen vor allem, wie mit Kindern umgegangen wird, die einen ihnen naheliegenden Menschen verloren haben. Dabei wurden unseren Schüler/-innen insbesondere naturpädagogische Aktivitäten aufgezeigt, mit Hilfe derer man Kinder in ihrem Trauerprozess begleitet. Als besonders beeindruckend empfanden unsere Schüler/-innen die Offenheit, mit der die Hospiz-Arbeiterinnen ihnen näherbrachten, wie sie persönlich mit ihrer sie manchmal selbst emotional belastenden Arbeit umgehen – eine Herausforderung, auf die angehende Erzieher/-innen in ihrem Beruf immer wieder treffen werden.

Nach den Exkursionen haben sich die Schüler/-innen mit Kaffee und Kuchen gestärkt. Anschließend konnten sie ihre unterschiedlichen Erfahrungen in Klassenverbänden austauschen. Somit konnten alle Teilnehmer/-innen einen Einblick in die beeindruckenden und lehrreichen Exkursionen bekommen.

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